Mittwoch, 19. August 2009

die grünen und die 35 stunden woche

Zunächst: Ich bin grundsätzlich dafür, über Arbeitsteilung nachzudenken. Auch über Arbeitszeitverkürzungen, was die Wochenarbeitszeit anlangt.

Aber: Genauso grundsätzlich nehme ich an, dass Arbeitgeber auch darüber nachdenken, wie sie ihre Unternehmen organisieren. Wenn - sagen wir im Bereich einer Schlosserei, eines KFZ-Betriebes - regelmäßig 35, 40 Überstunden über einen längeren Zeitraum hinweg anfallen, wird der Rechenstift darüber entscheiden, ob jemand neu eingestellt wird.
Wenn in einem Dienstleistungsbereich regelmäßig Überstunden anfallen, wird es gut sein zu überlegen, ob nicht ein all-inklusive-Vertrag einige Probleme löst.
Wenn in einem mittleren Werbebüro eine Sekretariatskraft, eine Grafikerin, eine Texterin arbeiten, und es fallen abwechselnd Überstunden an, wird es nicht möglich sein, diese zu addieren und im entsprechenden Stundenausmaß jemand zusätzlich anzustellen.
Da muss man - ja nach finanzieller Ausstattung - eher überlegen, wie mit Jahresarbeitszeiten und Freizeitblöcken umgegangen wird.

Und genau das wünsche ich mir von den Grünen: Sie sollen - vom realen Leben ausgehend und ohne ideologische oder wolkige Scheuklappen - drüber nachdenken, wie denn im gesamtheitlichen Sinn das Leben von ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen am besten organisiert wird.

Und als Arbeitnehmerin wünsche ich mir sehr dringend, dass die Parteien und der Staat endlich aufhören, sich um mich so fürsorglich Gedanken zu machen. Eindeutige und gut nachvollziehbare Rahmenbedingungen reichen mir: am besten wäre die gesetzliche Festlegung der maximalen wöchentlichen Gesamtarbeitszeit, des Jahresurlaubs, klare Spielregeln für Mehrleistungen und Überstunden, für Kündigung und Entlassung, für Arbeitslosigkeit und Berufsunfähigkeit... Am besten in einem Generalkollektivvertrag.
Weg mit dem 13., 14."Monatslohn", weg mit der verpflichtenden Mitarbeitervorsorge, her mit einem Jahreslohn. Und vor allem: Her mit einem niedrigeren Einstiegssteuersatz, mit mehr und nachvollziehbaren Steuerstufen, mit der Anhebung der Höchstbemessung für den Höchststeuersatz. Und: niedrigere Lohnkosten. Wieso finanziere ich - wenn auch über den Umweg der Arbeitgeberbeiträge - eigentlich eine Wohnbauförderung, einen Familienlastenausgleichsfonds, die Kommunalsteuer, die Veranlagungsstümpereien der Mitarbeitervorsorgekassen ...

Ja, über die Fair-Teilung von Arbeit lässt sich trefflich sinnieren, vor allem darüber, was denn als entgeltliche Arbeit anzusehen und entsprechend zu bezahlen ist.
Nur am Rad der Arbeitszeit zu drehen ist einseitig und wird kaum zur Lösung beitragen...

Dienstag, 18. August 2009

Bildungsreform - Frau Schmied wird Unterstützugn brauchen

Frau Schmied wird, wenn sie ihr ehrgeiziges Reformprogramm durchziehen will, jede Menge UnterstützerInnen brauchen, und die werden nicht ausschließlich im eigenen Parteilager zu finden sein.

Wenn nämlich künftig alle im pädagogischen Bereich Beschäftigte grundsätzlich gleich ausgebildet werden sollen, wird es mehr brauchen als ein Verhandeln darüber, ob Lehrer ihrer Arbeit in der Schule nachgehen oder ihre Fortbildung in der unterrichtsfreien Zeit absolvieren. Das Vorhaben der gleichen Ausbildung greift zutiefst in von Standesdünkel und „das war ja immer schon“ – Standpunkten infizierte Strukturen ein.

Da hätte es nämlich plötzlich ein Ende damit, dass KindergartenpädagogInnen nach lediglich 5 Jahren Mittelstufe ins Berufsleben geschickt werden – so ganz nach dem Motto, sind eh meist Frauen und damit quasi genetisch auf Kindererziehung programmiert. Aber auch die AHS – LehrerInnen stünden hierarchiemäßig nicht mehr „über“ den Hauptschul- und VolksschullehrerInnen, obwohl ihre pädagogische Ausbildung weitgehend theoretisch abläuft.

Wie wenig Veränderungen im Bildungsbereich in diesem Land funktionierten, zeigt die leidige Debatte über die „Mittelschule Neu“, geht es dort doch vorrangig darum, wieso denn der Herr Professor für denselben Unterricht vor denselben SchülerInnen plötzlich so entlohnt werden soll wie die Frau Lehrerin….

Selten sind in der öffentlichen Schuldebatte die Vernunft und die Nachhaltigkeit oder gar die Sache selbst – wie wollen wir Bildung vermitteln und was wollen wir an Wissen vermehren - im Vordergrund gestanden, immer ging es um Neid (zu viel Freizeit, die LehrerInnen), Standesdünkel (Volksschullehrerinnen sind keine AHS-Professoren), politische Durchgriffsrechte (Landeslehrer, Bezirksschulratsgremien) und die Frage der Bezahlung.

Frau Schmied verdient - wenn sie es ernst meint - jede Unterstützung in ihrem Kampf gegen die ideologischen Windmühlen, die da in den Bundesländern bereits angestellt werden. Viel heiße Luft strömt schon aus, und die Parteipolitiker rüsten sich und blasen uns das ewig gleiche Lied vom „ ist es so gut wie bei uns“ um die Ohren. Und die Zeit vergeht, und die Ausbildung der Schüler leidet, und die Motivation der LehrerInnen sinkt, und die Macht der Strukturbetonierer steigt...

Wo sind eigentlich jene Bildungspolitiker, die Politik machen?