Mittwoch, 15. September 2010

alles Wahlen - oder was?

Wien wählt also. Und alle sind ziemlich aus dem Häuschen. Vor allem Parteistrategen udn SpitzenpolitikerInnen

Am übelsten hat es diesmal die ÖVP erwischt.

Jetzt könnten PoltikbeobachterInnen ja annehmen, mit der Kür von Frau Marek starten die Stadtschwrazen wieder einmal den Versuch, urbanes Profil zu zeigen und gutbürgerliches Terrain zurückzuerobern.

Weit gefehlt. Zuerst der Griff in die tiefe Mottekiste und flugs raus mit uralten Werbe- und PR- Versatzstücken, die allesamt eines signalisieren: Wie man es sicher nicht tut. Ein nettes Bild des übermächtigen und alles dominierenden SP Bürgermeisters gefällig? Kein Problem, gibt's exklusiv nur bei der ÖVP. Nichtssagendes wie "Frischer Wind"? Schwachsinniges wie "SPÖ will Spitäler zusperren" - nachzulesen bei Frau Marek.

Resumee des Außenauftritts: ein ziemlicher Reinfall.

So weit, so gut also.
Inhaltliches?
Erst das übliche Musliminnen-Bashing. Frau Marek zielt haarscharf auf die spärlichen Tschadorträgerinnen in Wiens Straßenbild. Die sind mittels strenger Bekleidungsnormen in den Griff zu kriegen. Für die schwarzer Vorzeigefrau der geeignetste Weg, Migrationsprobleme zu lösen. Nicht der politische Diskurs zählt, sondern Ge- und Verbote. Fein.
Dann die nächste Halblustigkeit: "Es staut, wohin man schaut." Und was wird als Lösung gefordert? Nicht etwa ein Vorstoß für echt günstige Öffipreise und Angebote ans Wiener Umland, z. B. ein gesamt-Österreich-Ticket, das vor allem PendlerInnen zum Umsteigen animiert. Nein. Baustellenkoordination. Kein Wunder, die schwarzen SVUs wollen ausreichend Platz.
Ditter Streich - Zwangsarbeit. Für jene, die auch nach 6 Monaten noch keinen Arbeitsplatz gefunden haben. Sollen doch ein bisschen Gehsteig kehren, oder noch besser, sich bei der Caritas nützlich machen. Statt auf Kosten der Fleißigen und Tüchtigen so rumschmarotzen. Unabhängig davon, dass kaum jemand gern arbeitslos ist, hilft es dem Selbstwertgefühl sicher mächtig, wenn ihm / ihr die Frau Marek auch noch mitteilt, wie wenig bis nichts er / sie zum Wohl der Allgemeinheit beiträgt. Und dann schwingt auch noch so ganz unverhohlen mit, dass es so gar keine Rolle spielt, was er/sie gelernt hat, bei der Caritas - oder solchen Organisationen - kann jedenfalls jeder mitarbeiten...

Und als ob nicht die vollkommene Orientierungslosigkeit von Frau Marek reichte, schwitzt die Junge ÖVP schon beim Andenken ihrer Kampagne vor sich hin: "Schwarz ist geil"
HÄ????
Gemietete Blondinen räkeln sich "geil" auf einem gemieteten Hummer. Hat das noch irgendwas mit Politik zu tun? Glaubt irgendwer von den schwarzen "Strategen" wirklich, JungwählerInnen müsse man vor allem bei ihrer Libido packen? Keine poltischen Inhalte, aber dafür das Ausleben von feuchten pubertären Phantasien? Das lässt alle schön zusammenkleben, oder?
Armselig.

Gut. Die Schwarzen werden wieder nix reißen.
Eh wurscht?

Die SPÖ geht punktgenau seit gut einem halben Jahr mit Millionenaufwand auf die Wahl zu und lullt ihre Zielgruppe vollständig ein. Freibier und Würstel für alle.
Die Blauen erzählen die übliche Hassgeschichte. Bieten nix, außer den sicheren Instinkt, dass das ganze Land in einem gewaltigen Umbruch ist. Und für skrupellose Rattenfänger ist einiges gut abzuholen.

Nicht wurscht!

Meine Grünen? Sind empört. Wissen viel besser als alle anderen, was die Wahrheit ist. Sagen allen klar: Wenn du denkst, wählst du grün. Umkehrschluss: Wählst du nicht grün, denkst du auch nicht. Leider. Du bist raus.

Hm. Lädt nicht eben zum Diskurs ein. Postuliert. Denken = Grün = Richtig.
Nur: Was ist mit denen, die trotz Denken unsicher, unzufrieden, fragend, suchend sind? Wo werden die abgeholt? Wo kriegen die Gelegenheit gehört und gefragt zu werden?

Die wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen Veränderungen werden von den Menschen im Land sehr wohl wahrgenommen. Immer mehr wenden sich mit Grausen von der Politik ab. Kündigen jenen, die keine klare Botschaft senden, die keine nachvollziehbare Vision bieten, die Gefolgschaft auf.

Und ich steh da und frag mich, von wem und wann in Österreich endlich der politische Diskurs darüber geführt wird, was in diesem Land abgeht. Ohne überhebliches Moralisieren. Ohne sinnentleerte Werbebotschaften. Ohne flache Blödheiten.
Ehrlich, wertschätzend, kritisch, aufmerksam, zukunftsorientiert...

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